Leder / Haut 1998/99, Siebdruck und Malerei auf Leder,
Serie aus 16 Unikaten

„Haut auf Haut: Die Verdoppelung der Haut zur Kleidung ist auch Thema, wenn zur der menschlichen die animalische dazukommt. So praktiziert Paul Kunofski ein eigenwilliges Verfahren, um das Be- und Entdeckte zur Deckung zu bringen. Für seine Serie „Leder / Haut (1998/99) wählt er aus der Fülle der in den alltäglichen Printmedien reproduzierten Körperansichten „unartige Stellen“: partielle Hautbilder, schiefe Blicke auf bloße Partien, Bilder unvollständiger Leiber, und unterzieht dieses Menschenstückwerk druckvorbereitend den technischen Prozeduren der Vergrößerung, Rasterung, Einfärbung. Und im weiteren Arbeitsprozess kommt ihm dann die Haut als Bildträger unter. Gebrauchte Häute, in ihre Bestandteile aufgetrennte Lederbekleidung – Hosen, Schuhe, Schürzen – führt der Künstler einer Zweitverwertung zu, indem er die unregelmäßigen Fetzen als Basis für seine Drucke nutzt. Das Leder trägt die Haut: Im Nebel des Rasters kondensieren sich schemenhaft menschliche Gliedmaßen beiderlei Geschlechts; fragmentierte Körper auf fragmentiertem Grund, humanoide Details auf Restposten tierischer Provinienz. In Paul Kunofskis Lederserie tritt Haut als Material und als Motiv in Erscheinung; auf zweifache Weise nimmt er sich der zerstückten Körperoberfläche an – in der gesellschaftlich akzeptierten Form und der noch immer partiell tabuisierten: als Leder, als eine der Weisen, in denen sich die Menschen- der Tierwelt bemächtigt, und als das bloße Leben, das gleichfalls nur als Stückwerk vorliegt.“

(aus „Skinscapes“, Harald Kimpel, Jonas Verlag 2008)